Heribert Burchert stiftet der AWO Kapelle eine Kopie des Mariahilf-Gnadenbildes

Was für ein Empfang für ein Bild! Die Heimbewohner sind mit ihren Rollatoren und Rollstühlen in die Hauskapelle des AWO Seniorenheims gekommen und singen nun kräftig Marienlieder. An der Wand hinter dem Altar hängt an prominenter Stelle ein Bild, das allerdings noch mit einem weißen Tuch verhüllt ist. Die Heimbewohner wissen nur, dass es sich um ein besonderes Geschenk handelt. Die Bedeutung hebt wenig später der Restaurator-Jurist Florian Hilz aus Zeitlarn hervor, nachdem er und Kirchenpfleger Ludwig Silbernagel das 94 x 64 große Bild enthüllt haben: Es handelt sich um eine Kopie des wohl berühmtesten Marienbildes. Gemalt hat es Lucas Cranach der Ältere um das Jahr 1537 herum, also vor 480 Jahren. 

Lucas Cranach, kursächsischer Hofmaler und Freund Martin Luthers, hatte das Bild für den sächsischen Hof in Dresden gemalt. Erzherzog Leopold V. wählte es 1611 als Gastgeschenk bei einem Besuch in Passau, wo er Bischof war. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es bei Marienandachten öffentlich verehrt, und um 1650 erhielten es die Innsbrucker für ihre Pfarrkirche, den heutigen Dom. Das Bild wurde zum Inbegriff der Maria und hat sich in unzähligen Kopien und Variationen vor allem im Alpenraum sehr weit verbreitet als Altarbild in Kirchen und Kapellen, als religiöse Fassadenmalerei und als privates Andachtsbild. Das Original war allerdings, so erzählte Hilz den Heimbewohnern, auf einer kleinen Holztafel (78 x 47 Zentimeter) gemalt. 

Und nun hängt ein solches Bild in der Kapelle des AWO-Heims. Wie das!? Die Kopie des Mariahilf-Bildes war im Besitz von Heribert Burchert aus Vilshofen. Der heute 89-Jährige hatte das Bild 35 Jahre im ehelichen Schlafzimmer hängen. Sieben Jahre lang hat er seine Frau Dorothea gepflegt, sie immer wieder in die Tagespflege der Arbeiterwohlfahrt gegeben. "Wir hatten einen besonderen Bezug zu diesem Bild", erzählt Burchert. Im Angesichts des Todes bat ihn seine Frau, das Bild in die Kapelle des Heims zu hängen. 

Die Schenkung erfolgte offiziell an die Pfarrkirchenstiftung Vilshofen. Kirchenpfleger Ludwig Silbernagel erklärte sich mit der Kirchenverwaltung einverstanden, das Bild restaurieren zu lassen. Diese Aufgabe übernahm Florian Hilz, der sich so intensiv in das Bild "einarbeitete", dass er es nach der monatelangen Restaurierung gar nicht mehr abgeben wollte. 

"Es ist höchst gut gemalt", schwärmt er nach der Enthüllung, "eine hervorragende Kopie aus dem 17. oder 18. Jahrhundert." Die Bewohner freuten sich sichtlich. Stadtpfarrer Lothar Zerer versichert in der Andacht, dass es sich lohne, Maria um ihre Fürsprache zu bitten. Restaurateur Hilz meint in seinem Trennungsschmerz: "Glauben Sie mir, dieses Bild hat eine wunderbare, liebevolle Aussage. Wer davor betet, bekommt auch Hilfe."

Heimleiterin Katja Kerscher freut sich über die Bereicherung in der Kapelle. "Das ist ein besonderer Tag", meint sie und lädt zu einem Sektempfang ein, was die Heimbewohner im Foyer dankend annehmen.

 

Der Artikel wurde dankenswerterweise vom Vilshofener Anzeiger zur Verfügung gestellt.